Vokale Tongebung in avantgardistischer Musik

Buch (Dissertation) „Vokale Tongebung in avantgardistischer Musik“
Wissner-Verlag, Augsburg, ISBN 3-928898-70-1

 

In meiner wissenschaftliche Arbeit weise ich nach die Entwicklung der Musik aus der Zeit, in der es Musik in unserem Sinn noch nicht gab, bis zu der Zeit, in der die Musik, wie wir sie kennen, zu Beginn des 20. Jahrhunderts auseinandergebrochen ist. Heutzutage kann man bestimmte Stile nicht mehr mit dem Begriff „Musik“ bezeichnen; daher die Bezeichnung „Vokale Tongebung“. Ich zeige auf, wie Komponisten nach dem Ende der Entwicklung der großen christlich-abendländischen Musik mit ihrem vertrauten Dur-Moll-System sich wieder auf das beschränken, was vor der Entstehung der Musik lag, vor der Definition reiner Töne, in der Zeit der „Vortonigkeit“, weil es nach der Emanzipation aller Töne, wie man sie in der Zwölftonmusik findet, aber auch in der radikalen Auslöschung aller Traditionen, wie Menschen sie in zwei Weltkriegen erlebt haben, keine konservativen Ausdrucksmöglichkeiten mehr für sie gegeben hat und sie auf das zurückgegriffen haben, was vor der Entstehung aller Musik lag.

Zunächst beschreibe ich verschiedene Werke avantgardistischer Komponisten: Schönberg „Pierrot Lunaire“, Boulez „Le Marteau Sans Maître“, Kagel „Anagrama“, Ligeti „Aventures“, Nono „La Fabbrica Illuminata“, Berio „Sequenza III“, Schnebel „Glossolalie“ und „Atemzüge“ und Cage (werkungebunden). Die Beschreibung dieser Werke steht unter dem Aspekt der Kunstauffassung der jeweiligen Komponisten, der Sicht der Musikwissenschaftler und der Anwendung verschiedener Techniken der Stimmgebung.

Anschließend nenne ich die Phänomene, durch die avantgardistische Vokalmusik meiner Feststellung nach ihre historische Verankerung erhält: Mythos (Urzeit), Tonigkeit und die griechische Musiké. Ich schließe diese Erklärungen ab mit der Betrachtung einer ersten „Lautkomposition“ anhand des Beispiels Richard Wagner.

Die nächsten beiden Kapitel befassen sich mit den physikalischen und ethnologischen Aspekten von Musik und Sprache als Voraussetzung für eine erweiterte Didaktik des Gesangunterrichts einerseits (unter Berücksichtigung wichtiger Gesangspädagogen wie Julius Stockhausen, Lilli Lehmann, Otto Iro, Fuchs, Rodd/Marling, Paul Lohmann und Franziska Martienssen-Lohmann) und elementaren und heutigen Gesangstechniken andererseits sowie linguistischen Grundbegriffen in gegenwärtiger Sprachkomposition.

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Eine Ausgabe meiner Dissertation befindet sich im IRCAM (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique, dem Forschungsinstitut für Akustik/Musik) im Centre Pompidou in Paris. 

Der vorliegende Text ist in leichter Abwandlung ein Abstract für das Internationale Verzeichnis Musikwissenschaftlicher Arbeiten RILM (Répertoire International de Littérature Musicale).

Das Buch ist vergriffen und nur noch über mich zu erwerben.